17 Trainingseinheiten absolviert Andri Struzina aktuell pro Woche. Da verwundert es vielleicht nicht, dass das Gespräch am Ostermontag stattfindet: «Wir kennen keine Feiertage im Rudern», meint Andri Struzina am Telefon. Der Profiruderer, der im Herbst 2023 an den Weltmeisterschaften in Belgrad die Goldmedaille im Leichtgewichtseiner gewann, ruft aus dem Trainingslager in Italien an, wo er sich auf die nächsten Wettkämpfe vorbereitet. Während seiner Schulzeit an der Kanti trainierte Andri Struzina an drei bis vier Abenden unter der Woche sowie an beiden Tagen des Wochenendes. Ein solcher Trainingsplan neben langen Schultagen, Hausaufgaben und Prüfungen erfordert nicht nur viel Freude am Sport, sondern auch eine Menge Disziplin.
Mit dem Rudern begann Andri Struzina in der 10. Klasse. Zwar kannte er den Sport bereits von seinem Vater, doch als er an der Kanti Freundinnen und Freunde fand, die beim See-Club Zug ruderten, beschloss er, ins Training mitzugehen. Von den Trainern erfuhr er, dass es für den Leistungssport im Rudern neben Zeit für die vielen Trainings auch eine gewisse Grundfitness braucht. Diese brachte Andri Struzina aus seiner Zeit beim Leichtathletikverein Hochwacht Zug mit.
Dabei meint Andri Struzina, dass er sich auch hätte vorstellen können, in einer anderen Sportart eine Leidenschaft zu entwickeln. Am Rudern gefallen ihm die Bewegung auf dem Wasser und die Nähe zur Natur, doch es ist auch die Idee des Spitzensports, die ihm zusagt. Der Spitzensport bietet eine tägliche Herausforderung, die gemeistert werden muss, damit man besser wird. Es geht darum, ein Ziel zu haben, das man erreichen will, bevor man sich am nächsten grösseren Ziel orientieren kann. Motivierend wirkt hierbei der Gedanke, dass man als Sportler gleich gut ist und dann sogar besser wird als das eigene Idol.
Heute ist Andri Struzina auf den verschiedensten Gewässern der Welt unterwegs, doch der Kontakt zu seinen ehemaligen Klassenkameradinnen und -kameraden bleibt bestehen. Seine Klasse beschreibt Andri Struzina als kleine Familie, so stark seien der Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl gewesen. Besonders geblieben sind ihm die vielen kleinen Erlebnisse sowohl im Unterricht als auch auf Ausflügen und in Lagern, die er mit seiner Kanti-Klasse teilt. Rückblickend sei die Kanti-Zeit für ihn eine sehr unbeschwerte Zeit gewesen, eine Zeit, die – und das möchte er den jetzigen Schülerinnen und Schülern mitgeben – man unbedingt geniessen solle, auch wenn man Prüfungsstress hat oder gewisse Fächer weniger mag als andere.
Nun schaut der Profiruderer aber nach Paris, wo im Sommer die Olympischen Spiele stattfinden. Denn die Olympiade hat auch im Rudersport eine grosse Bedeutung. Parallel dazu verfolgt Andri Struzina ein Studium der Bauingenieurwissenschaften an der ETH Zürich. Dieses Studium sei für ihn nicht nur eine zweite Schiene, sondern auch eine gute Ergänzung, ein Ausgleich zum Leistungssport.
Text: Sarah Eggel, Mai 2024
Foto: SOBFOTO / ZVG