Wer über sie ein Porträt schreibt, geht ein Wagnis ein. Als langjährige Redaktorin der «Personalziitig» des Kantons Zug hat sie ungezählte Texte über andere verfasst und weiss um die Tücken dieser Textsorte. Andererseits ist Christa Kaufmann grosszügig genug, um gelassen mit textlichen Mängeln umzugehen. Und überhaupt sieht sie primär die Chancen, die das geschriebene Wort bietet: «Texte finde ich im Umgang mit Menschen immer wieder hilfreich.» Die das sagt, hat nicht umsonst nach der Kanti Germanistik und Romanistik studiert – und viel später, als Zweitstudium, Psychologie.
Im Psychologie-Studium habe ich gelernt, dass es Menschen gibt, die ganz anders funktionieren, als ich mir vorstellen kann.
Christa Kaufmann war eine ehrgeizige und engagierte Schülerin. Wenig überraschend führte ihr Weg nach der Primarschule an die Kanti, und zwar direkt an den Lüssiweg. Sie besuchte den ersten Klassenzug, der die ganze Ausbildung in der «Luegeten» absolvierte. Ihre Gymnasialzeit hat sie in überaus positiver Erinnerung. Sie erwähnt die sozialen Erlebnisse, aber auch die Erfahrung des «künstlerisch-kreativen Impetus». Mit ihrem Deutschlehrer Jürg Scheuzger erarbeitete die Klasse Shakespeares «Der Widerspenstigen Zähmung», und im «Sommernachtstraum» durfte Christa Kaufmann die Hermia spielen.
Dass sie nach der Matura 1981 Germanistik studierte, hängt durchaus mit solchen positiven Erlebnissen im Deutschunterricht zusammen – und sie konnte sich denn auch vorstellen, Kanti-Lehrerin zu werden. Die ersten Stellvertretungen allerdings, die sie noch während des Studiums absolvierte, bestärkten sie nicht in diesem Wunsch. Stattdessen fand sie heraus, dass sie im Redigieren und Schreiben von Texten ihre Stärken besser ausspielen konnte. Und so übernahm sie nach dem Studienabschluss und der Geburt ihrer Tochter als Freelancerin Textaufträge und 2002 eben die Redaktion der «Personalziitig».
Die wichtigste Erfahrung meiner Kanti-Zeit? Dass ich Shakespeares «Sommernachtstraum» kennenlernte.

Kantilehrerin ist Christa Kaufmann also nicht geworden, aber der KSZ ist sie treu geblieben. Seit 1998 präsidiert sie den Verein ehemaliger Zuger Kantonsschülerinnen und Kantonsschüler (VEK), der jeweils den Preis für die besten Maturaarbeiten stiftet, Härtefallunterstützung leistet oder die Reihe Veröffentlichungen der Kantonsschule finanziell unterstützt. Vom VEK wurde 1986 auch der legendäre Kugelbrunnen auf dem Pausenplatz gestiftet. An über 6000 Adressen geht der Versand des VEK jeweils, die «offizielle» Mitgliederzahl ist noch höher. Das Erfolgsmodell des VEK besteht nämlich darin, dass die KSZ-Absolventinnen und -Absolventen nach dem Abschluss automatisch Mitglied werden und bleiben – ob sie den jährlichen Beitrag bezahlen oder nicht. Man sieht: Nicht nur Christa Kaufmann ist grosszügig, sondern auch «ihr» Verein, der VEK.
Text: Thomas Heimgartner, Juni 2023
Fotos: Daniela Kienzler / Thomas Heimgartner