Ein spezieller Weg:
Ernst Moos

Mein Weg in die Kanti war etwas speziell: Nach der Primarschule im Neustadtschulhaus in Zug besuchte ich zunächst die Sekundarschule an der St.-Oswalds-Gasse 20. Meine Leistungen waren gut, sodass ich als 15-Jähriger in die Kanti übertreten konnte.

Die Kantonsschule in der Athene an der Hofstrasse 20 war im Jahr 1951 überschaubar, Lehrpersonen und alle etwa 200 Schülerinnen und Schüler kannten sich. Meine Klasse vereinigte die drei Typen A (mit Griechisch), B (Latein) und C (Schwerpunkt Mathematik); letzterem wurde ich zugeteilt. Ich war scheu, meine Eltern waren keine Akademiker, und so war ich gar nicht in der Lage, selber bewusst ein Studium und einen Beruf zu wählen. Der damalige Rektor Herbener sagte einfach: «Du wirst Bauingenieur.» In der Geometrie war meine Maturanote eine 6 und von den damals drei Maturanden des Typus C schloss ich am besten ab, wofür ich vom Rotary-Club Zug mit einem Buchgeschenk ausgezeichnet und mit einem anerkennenden Brief gewürdigt wurde. Den Brief habe ich behalten und dem Club gehöre ich heute seit Jahrzehnten als Mitglied an!

Die Kantonsschule in der Athene war 1951 überschaubar – alle kannten sich.

An der ETH waren wir in der Abteilung der Bauingenieure schätzungsweise 100 Studenten und Studentinnen. Ich schloss das Studium 1961 mit dem Diplom ab. In Genf waren danach meine ersten beruflichen Stationen. In jener Genfer Zeit heiratete ich auch Anita, und unser erstes Kind Philipp kam zur Welt; Stefan und Dagmar ergänzten die Familie später. Ab 1966 wohnten wir wieder in Zug und schon bald gründete ich mein eigenes Bauingenieurbüro. Ganz einfach war das damals nicht, ein Zimmer unserer Wohnung musste mein erster Arbeitsplatz sein und meine Frau half tatkräftig mit. Im Laufe der 1970er-Jahre wurden wir beruflich erfolgreich, sodass ich das Büro zuerst an der damaligen Gotthardstrasse 19 und später an der Industriestrasse 55 einrichten konnte. Die Zahl der Mitarbei­tenden erweiterte sich auf ungefähr ein Dutzend.

Umzug des Maturajahrgangs 1956; Ernst Moos in der Mitte, spielt Klarinette.

Quasi in die Wiege gelegt wurde mir die Politik: Schon mein Vater war in der Zuger FDP aktiv. Kaum zurück in Zug, kandidierte ich für den Kantonsrat und wurde 1966 zu meiner eigenen Überraschung gewählt. Von 1983 bis 1994 war ich als Stadtrat Finanzchef in Zug. Im Kantonsrat blieb ich bis 1998, insgesamt 32 Jahre!

Wichtig in meinem Leben waren und sind Sport und Musik. Bereits in der Kanti war ich als Klarinettist Mitgründer der Jazzband THE BABYSITTERS, in der später sogar der Baarer Hans Kennel seine Karriere startete. Heute spiele ich in der Swing-Band KOLIN CITY SEVEN.

Die Band THE BABYSITTERS 1956: Albert Herbener, Fredy Schiavo, Franz Lusser, Marcel Reiser, Fredy Krähenbühl, Gregor Keiser, Sepp Hofmann, Ernst Moos.

Sportlich bewege ich mich sehr gern, seit 70 Jahren als Orientierungsläufer, am Engadiner Skimarathon habe ich das Goldene Jubiläum hinter mir und eindrückliche Marathonläufe auf der Strasse erlebte ich als 70-Jähriger in New York und als 80-Jähriger in Berlin. – So also bin ich nicht der Grund dafür, dass wir für unser Treffen der Primarschulklasse wegen Bewegungsmangel ein Restaurant suchen müssen, wo der Weg zum WC nicht über Treppentritte führt!!

Text: Ernst Moos/Christa Kaufmann, Juli 2023

Fotos: ZVG